Mein Name ist Michelle Steiner und ich lebe nun seit 5 Monaten in Afrika. Hiermit möchte ich offiziell festhalten, was für mich mittlerweile unglaublich normal ist und was für mich noch vor ein paar Monaten total fremd gewesen war:
Wenn ich aufs Klo will, muss ich mir zuerst Schuhe anziehen, um zum Klo-Haus zu laufen. Mitten in der Nacht oder wenn es regnet (oder beides gleichzeitig), gestaltet sich das nicht sonderlich angenehm.
Ich kann die Klo-Tür nicht abschliessen und wenn ein Windstoss kommt, ist sie offen. Da es kein Klo hat und ich auf dem Boden kauere, kann ich sie leider auch nicht wider schliessen.
Duschen tue ich unter freiem Himmel und bei jedem Wetter.
Es gibt kein fliessendes Wasser in der Dusche, nur einen Eimer, mit welchem ich das Wasser anschleppe.
Eine Tür hat es natürlich nicht (Wer braucht denn bitte eine Tür bei der Dusche?) und jedes Mal, wenn ich Schritte höre, stockt mir der Atem.
Ich trage nie geschlossene Schuhe.
Ich habe seit Monaten keine Jeans mehr getragen.
Ich „dusche“ nur mit kaltem Wasser.
Ich wasche meine Wäsche von Hand, auch mit kaltem Wasser.
Ich putze meine Zähne unter freiem Himmel.
Seit 5 Monaten war ich in keinem geschlossenen Raum mehr.
Ich sass seit Monaten in keinem normalen Auto mehr, geschweige denn in einem Zug.
Wenn mir ein Verkäufer einen Preis nennt, schmolle ich zuerst eine Runde und handle danach den Preis runter. Ich hoffe, dass wird mir dann nicht in der Migros passieren...
Ich finde meine Hautfarbe mittlerweile fade und langweilig.
In 5 Monaten habe ich nur 2 Mal in einen Ganz-Körper-Spiegel geschaut und auch sonst, betrachte ich mir nur 1 Mal am Tag im Spiegel (Das ist eine echte Meisterleistung für mich! ;))
Wenn ich am Morgen zu Arbeit gehe, begrüsst mich ein kleiner, nackter schwarzer Junge mit seinem süssen Stimmlein und pinkelt fröhlich auf den Weg.
Wenn ich durch das Dorf laufe, rennen unzählige Kinder auf mich zu, umarmen mich stürmisch oder rufen meinen Namen. Auch alle Erwachsenen drehen sich nach mir um und winken mir zu.
In Europa schaut man normalerweise darauf, dass man nicht zwei Tage nacheinander das gleiche Menü isst. Hier esse ich einfach jeden Tag exakt das gleiche. Zum Frühstück Mandazi (fritierte Brötchen), zur Teabreak Porridge (Maisbrei) und zum Mittagessen Posho (Auch Maisbrei, aber ein bisschen fester) und Beans.
Wenn ich am Abend eine Banane essen will, brauche ich dafür mindestens eine Stunde. Ich setzte mich in mein Zimmer, schliesse die Tür und beginne mit Essen. 1 min. später klopft es und jemand will mit mir unnötiges Zeug labern. Nach ewig langen 15 Minuten, kann ich mich endlich wieder hinters Essen setzten. 2 min später ruft mich wieder Jemand. Dieses Mal komme ich nicht so schnell davon und ich kann erst nach geschlagenen 30 Minuten wieder weiter essen. Kaum habe ich zwei Bissen gegessen, klopft es wieder... Es hört sich an, wie eine Übertreibung (und ich übertreibe normalerweise auch gerne) – Aber es ist echt keine Übertreibung! Es ist extrem, wie oft Jemand vor unserer Tür steht und irgendwelchen Stuss labern will!
Wann immer ich mein Zimmer verlasse, befinde ich mich im Streichelzoo. Ziegen, Hühner, Küken, Hasen – überall. Das einzige, was nicht zum Streichelzoo passt, sind die Kühe und Stiere, die mit ihren riesigen Hörnern überall rumlaufen.
Und manchmal steht auch einfach ein Kamel mitten im Dorf. Als wir nach einem Einkaufstag in der Stadt nach Hause kamen, stand plötzlich einfach ein fressendes Tier zwischen den Häusern. Für 50 Rappen konnte ich dann das erste Mal in meinem Leben auf einem Kamel reiten!! Beim Sonnenuntergang! Mann, war das cool! Das ganze Dorf hat sich dann natürlich versammelt und die Muzungu-Reiter kreischen und johlend beobachtet....
Ach, wie ich das Leben hier liebe!! All diese Dinge wurden zu meinem Alltag!
Gerade jetzt in meiner letzten Uganda-Zeit, nehme ich alles noch einmal viel intensiver wahr.
Und ich kann Gott nicht genug danken, für Alles, was er mir bis jetzt geschenkt hat! Gott ist so wunderbar!! Er hat mich unendlich reich beschenkt!! Er hat dieses ganze Uganda-Abenteuer zu einer wunderbaren und lehrreichen Erfahrung werden lassen! Ohne ihn wäre ich im Heimweh versoffen, hätte die ganze Zeit Angst haben müssen oder hätte mehr Luxus gewollt! Er hat alles wunderbar geplant und mich liebevoll geführt!! Danke tausend Mal...